Dienstag, 13. Oktober 2009

Auf Umwegen zu THE FRAY

Dieses Konzert war gar nicht so leicht. Zunächst hieß es, dass der 12. 10. 2009 mein erster Arbeitstag sein sollte, und da ich ja bekanntlich nicht in Berlin arbeiten wäre, schien das Konzert damit für uns geplatzt. Dann sollte meine Prüfung an dem Tag sein, damit wäre der Weg zu The Fray freigewesen – die Prüfung ist ja nicht um 21h. Dann wurde die Prüfung verschoben, der Berufsstart ebenso, also: auf zu The Fray. Aber halt! Jetzt ist es erstmal Zeit für eine schöne dicke Erkältung! Juchée! Oder auch: Manno! Aber auch eine Erkältung kann mich nicht wirklich aufhalten, wenn mein Herz an etwas hängt, und mein Herz hängt nun mal – entschuldige, Schatz! – an The Fray! Einmal im Leben „How To Save A Life“ und „You Found Me“ live hören! Schnupfen hin oder her! Zur Niot klemmt man sich eben mal die Vorband, die eh keiner kennt, und kommt einfach ne Stunde später. So taten wir das gestern, wobei wir egtl. nur eine halbe Stunde später kommen wollten, aber dank eine verwirrten Navi, einer zugeparkten Straße und einer bestens versteckten Konzerthalle (Halle in Anführungszeichen) wurden es dann doch mal eben 60 Minuten. Damit reichte die Zeit für ein schnelles Bier und die Ansage „Ich geh jetzt mal den Becher wegbringen.“ Licht aus, Spot an, Becher muss warten!

Eine kurze Info zum Veranstaltungsort: das Astra Kulturhaus (unverkennbar durch das Astra Bier-Logo) befindet sich in einem Berliner Hinterhof und ist echt stylisch. Mein erster Gedanke beim Reinkommen war „Hier hat man ja Platz!“, dicht gefolgt von „Hier kann man ja atmen!“ (Wenn man nicht verschnupft ist) Es war eine gemütliche kleine Konzertlocation, die sicher auch nicht ausverkauft war, aber wie wir bald merken durften, beste Konzertatmosphäre zulässt.

Um Punkt 22:05h kamen dann The Fray auf die Bühne und legten mit „Say When“ los. Außer dem Text und der groben Melodie konnten wir erstmal keine Parallelen zur Aufnahme auf der neuen Platte ausmachen ;) aber ich fand es trotzdem großartig, mein Schatz war da ein klein wenig kritisch. Aber nicht lange, wie ich am Ende des Konzertes feststellen durfte. Jedenfalls wirkte „Say When“ extrem authentisch, frei nach dem Motto „Scheiße, live singen ist doof! Aber ich mach’s trotzdem!“ Jaaa, mehr davon!! Zunächst fand ich den Sänger trotzdem recht arrogant, weil er kaum mit uns gesprochen und stattdessen einen Song nach dem anderen gebracht hat, Und dann kam sein Geständnis: „Yesterday, I wanted to see the Zoo, but I got completely lost!“ Es folgte eine kleine Anekdote wie ein nichtBerliner mit dem Auto den Zoo nicht findet, gespickt von lustig klingenden Straßennamen. Selbst das Wort „Hauptbahnhof“ habe ich erst im dritten Anlauf verstanden ;) „Now the next Song is about getting lost in Berlin“: Half way round the world lies the one thing that you want…

Ok ich geb’s zu: es war da schon um mich geschehen! Es war eine unglaubliche Stimmung, die ich noch immer nicht in Worte fassen kann. Irgendwann im Laufe des Abends ging mir auf, dass das, was ich als Arroganz missverstanden hatte, eher sowas wie Verlegenheit war. Mir kam der Sänger so vor als müsste er erstmal kapieren dass sie ganzen Leute seinetwegen da sind, dass sie seine Songs mitsingen können (habe selten eine so kleine Menschenmenge so viele Songs so laut mitsingen hören!) und dass auch wenige 100 Leute einen Raum zum… Kochen ist das falsche Wort. Manno! Das ist gar nicht so leicht, das muss man einfach erlebt haben! Der absolute Höhepunkt war „How To Save A Life“, das die Fans auch alleine gesungen hätten, hätte man sie gelassen ;) aber auch bei „You Found Me“ herrschte eine unglaubliche Stimmung. Und selbst die ruhigsten Songs, wie z.B. „Ungodly Hour“ oder „Trust Me“ hatten echtes Potential. Sehr gerockt haben auf jeden Fall „Little House“ und „We Build Then We Break“! Und der gute… ich weiß seinen Namen nichtmal ;) wurde immer sympathischer. Irgendwann ließ er uns dann bei „Never Say Never“ endlich mal alleine singen, und das 100fache „Doooon’t leeeet me go“ hat ihn sichtlich berührt. A propos Sicht, die war richtig gut, weil es ja eine verhältnismäßig überschaubare Menge an Fans war ;)

Als Zugabe hatten sie einen Song ausgesucht, den ich noch nie gehört hatte, aber der Rest der Menge sang gleich wieder mit…. War ein toller Song, wenn auch sehr Fray-untypisch. Ich glaube er hieß irgendwas mit Heartless, ich kann ja mal suchen. Den Abschluss dieses (ich benutze das Wort nicht oft) unvergesslichen Abends stellte „Happiness“ dar, minutenlang ausgekostet. Und dann waren sie weg *schniiiiiieeeeef*

Fazit: Ooooh mann!!! Waaahnsinn! Es war wirklich unglaublich gut, jeder einzelne Musiker und alle zusammen! Die Stimmung war fantastisch, Gänsehaut pur! Wie lange kann man von so einer Erinnerung leben? Wann kommen The Fray wieder!? *grins*


Milow live - allein in Braunschweig!?

An einem Mittwoch im Oktober 2009 fuhren wir – meine liebste Konzertbegleitung A. und ich – nach Braunschweig, um die erste Tournee von Milow in Deutschland hautnah zu erleben. Für Berlin hatte es scheinbar nicht gereicht, deshalb hatte Braunschweig (im Folgenden BS abgekürzt) den Zuschlag bekommen. Oder Berlin fand Milow langweilig, weil er es schon kannte. Wie dem auch sei. Es wurde BS, rein zufällig die Stadt, in der A. (neuerdings auch liebevoll Schatz genannt) die ersten 11einhalb Jahre seines Lebens verbrachte. Nach einem kleinen Stadtrundgang am Nachmittag und Pizza von Joey‘s am Abend, machten wir uns auf den Weg ins Jolly Joker, das früher mal eine Fabrikhalle war. Heute bietet es großen Musikern Asyl, die sich in Städten wie Berlin langweilen würden ;) Sehr pünktlich um 20h erscheinen zwei junge Männer auf der Bühne, die zwei Gitarren in den Händen hielten und nuschelige Songs sangen. Als sie sich vorstellten – „Martin and James from Scotland“ – wurde uns klar warum wir sie so schlecht verstanden, was besonders deutlich wurde bei ihrem vorletzen Song: Als sie ihn ansagten, drehte ich mich zu A. um und fragte „Wie? Irish Brain?“, und als sie dann sangen, hörte ich es ganz deutlich: „I Was Blind“ Kommt vermutlich aufs Selbe raus *lach* Martin & James from Scotland gaben 30 Minuten lang sehr schöne, leider nicht sehr partyfähige Balladen zum besten. Hier zeigte sich übrigens ein wichtiger Unterschied zwischen BS und bspw. Berlin: es störte die Fans gar nicht, dass es keine Partysongs gab, sie machten trotzdem eine Party draus!

Um 21h kam dann der Meister höchstpersönlich auf die Bühne: Milow! Er startete mit etwas, das vielleicht eine neue Single sein könnte und sehr sehr schön klang. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher ob es ein netter Song war oder nicht ;) aber das finde ich vielleicht noch raus. Jedenfalls ersetzte er die Zeile „The city’s on my side“ mit großer Freude durch „Braunschweig is on my side“ und begrüßte uns dann süffisant grinsend mit den Worten: „When I booked this tour in Spring, they told me that there might not be many people here in Braunschweig. But I think 1500 people is fine!“ Überhaupt schien er Gefallen an der Stadt und an ihrem Namen zu finden, den er bei jeder Gelegenheit zum Besten gab: „I grew up in the Braunschweig of Belgium.“ „The next song is not called Braunschweig. It’s called Canada.“ Hell, what’s the difference!? *lach* Eigentlich könnte man das doch einfach austauschen und Neil Young nach Braunschweig umsiedeln. Und wenn Braunschweig für Milow und seine Erfolge zu klein wird, wie Canada in dem Song, dann wird er nach Wanne-Eickel weiterziehen, wo ihn ein Magazin zur größten Sensation seit den Beatles erklärt. So what!? Aber nein, der Song heißt Canada, passt auch besser auf die Melodie, und rockt ohne Ende! Ansonsten hatte er natürlich alle seine weltberühmten Songs ;) im Gepäck, von The Ride über The Priest und Born In The Eighties bis zu Aaaaaayo Technology. Was das Herz begehrt!

Mit einer sehr traurigen Geschichte leitete er den Song „Out Of My Hands“ ein: vor einigen Jahren, als er in Belgien gerade anfing Erfolg zu haben, bekam er eine eMail von einem Mädchen, deren Freundin schwer krank war, mit der Bitte, diese Freundin zu besuchen und für sie zu singen. Er verschob das aber erstmal, weil er gerade soviel zu tun hatte, und antwortete erst zehn Tage später, dass er jetzt Zeit hätte. Leider war das Mädchen einen Tag zuvor gestorben…

Ich persönlich war Milow sehr dankbar, dass er nicht gleich im Anschluss an den Song noch mit „Stephanie“ aufwartete!

Übrigens ist dieser Milow nicht nur ein toller Sänger, er ist auch noch der geborene Entertainer! Leider kriege ich nicht mehr viel davon zusammen, aber wir haben ein paar Mal herzlich gelacht! Im Programm hatte er alle seine Schnulzen – hat ja genug davon – und zwischendurch versuchte er sich auch mal als Rocker, was ihm ziemlich gut steht, wie wir finden! Nach „Ayo Technology“ war dann erstmal Schluss, aber natürlich konnten wir ihn überreden noch mal wieder zu kommen. Bei dieser Gelegenheit ließ er uns dann wissen, dass er jetzt auch keine Lust mehr auf Technik hat „I’m really tired of using technology!“ und dass er deswegen noch ein bißchen ohne Technik spielen möchte. Dafür mussten wir dann alle ganz leise sein. Klar, dafür geht man ja auch ins Konzert, um reglos dazustehen und leise zu sein. Haben wir ganz toll gemacht! Die erste Zugabe war „Launching Ships“ (ist ne Schnulze) und dann ging’s mit „Dreamers & Renegades“ nochmal richtig ab – aber ganz leise ;) Das war ein ziemlich genialer Anblick: Milow, seine Musiker und seine Sängerin standen um das eine Mikrophon herum, das noch an war. In weiteren Rollen: eine Gitarre, eine Pauke, ein Schellenkranz. Und dann durften auch noch Martin & James ran und mit Milow zusammen singen! Wir Fans mussten weiterhin leise sein ;) und immer wenn wir es mal vergaßen, legte Milow grinsend einen Finger an die Lippen. Ok, ok, wir sind ja schon ruhig! Manno!

Aaaber, endlich, nachdem alle mal ne Runde jammen durften (und wir ganz leise waren!) durften wir dann doch nochmal ganz kurz klatschen und jubeln und uns freuen, und Milow hat sich auch ganz doll gefreut J

Fazit: ein grandioser Abend mit einem supersympathischen super Musiker! Und das in Braunschweig ;)


P.S.: es folgt: THE FRAY